Freitag, 15. Januar 2010

Bericht im neuen Jahr

Hallo Deutschland!!

In der letzten Zeit habe ich wieder Vieles erlebt. Ich habe kurz die Hauptstadt von Costa Rica – San José besichtigt und den Süden Amerikas gesehen, bin in Kontakt mit der wohl aggressivsten mittelamerikanischen Gruppe – MS 13 – gekommen und bin auf einem Konzert von den Toten Hosen hier in Managua gegangen. Desweiteren habe ich Guatemala erkundet und spiele nun auch in einem so armen Land „das Spiel der Reichen“ – Golf.

Chilereise
In Chile habe ich drei Wochen verbracht. Weil die Flüge von San José in Costa Rica um Einiges günstiger sind, als von Managua aus, bin ich zuerst mit dem Bus nach San José gefahren und von dort aus am nächsten Tag über Panamá City nach Santiago de Chile geflogen. In Santiago habe ich in einem Haus gewohnt, in dem Sarah und andere Freiwillige wohnen. In der ersten Woche habe ich mir Santiago angesehen, wie z.B. Barrio Bellas Artes, Barrio Bellavista mit seinen vielen Bars und dem Cerro San Cristobal – ein Hügel von dem man aus über Stadt bis zu den Anden schauen kann. Desweiteren habe ich das Barrio Brasil und die Plaza de Armas besichtigt, auf der viele Leute Reden mit oder auch ohne Publikum schwingen oder sich zum Schachspielen versammeln. In allen Vierteln der Stadt findet man Häuserwände mit vielen Graffitis. Im Allgemeinen ist Santiago mit Abstand weiterentwickelt als Managua. Dort gibt es eine Metro, ein strukturiertes Busnetz, viele Hochhäuser und auch eine ziemlich autonome Szene, welche man in Managua kaum findet. In der zweiten Woche sind wir in den Norden Richtung Atacama-Wüste gereist. Nach 24 Stunden Fahrt sind wir in der „hübschen“ Hafenstadt „Antofagasta“ angekommen Dort haben wir einen Tag am Strand verbracht und uns dabei ordentlich verbrannt. Hier gab es wieder einen riesigen Unterschied zu Nicaragua: das Meer war eisig kalt… Am nächsten Tag sind wir dann weiter und tiefer in die Wüste gefahren. Nach vier Stunden Fahrt durch Sand- und Felsenwüste sind wir in San Pedro de Atacama, einem touristischem 2000-Seelen-Dorf angekommen. Von San Pedro haben wir Touren zu den wichtigen und interessanten Sehenswürdigkeiten der Atacama-Wüste unternommen. Zuerst haben wir die Geysire von Tatio besucht. Dafür mussten wir schon um halb vier am Morgen aufstehen. Auf der Fahrt dorthin haben wir uns noch über die Touris lustig gemacht, die so aussahen, als wären sie grad von einer Modenschau für Outdoorbekleidung gekommen. Als wir aber aus dem Auto ausgestiegen sind, hätten wir auch gern etwas dickere Kleidung getragen – es waren °C -4. Das Spektakel, das wir nun vor uns hatten, war allerdings unglaublich. Auf einem riesen Feld sind Wasserfontänen in bis zu 15 Meter Höhe geschossen. Um uns ein bisschen zu wärmen, haben wir uns dann über Wasserdampfquellen gestellt. Als dann aber die Sonne aufging, wurde es sehr schnell warm. Später sind wir dann noch in ein Thermalbad gestiegen und haben noch einen super leckeren Lama-Fleisch-Spieß gegessen. Aus dem Auto aus haben wir ständig Cunas und Lamas durch die Landschaft ziehen sehen. U.A. sind wir in den nächsten Tagen zu besonderen Wüstentälern, wie Valle de la Luna, Valle de la Muerte gefahren und sind in Lagunen geschwommen, wie z.B. einer Salzlagune, in der man lediglich liegend über das Wasser gedümpelt ist. Am letzten Tag habe ich mit einem Australier noch eine Mountainbike-Tour unternommen. Wir sind durch einen alten Canyon gefahren und später über Schotterpisten ins Dorf zurück. Die Tour hat mir den kompletten Trip in der Wüste noch einmal versüßt, weil die anderen Touren zwar sehr beeindruckend waren, aber doch eher ruhiger… Von Santiago aus bin ich noch an einem Tag in die Hafenstadt Valparaíso gefahren. Charakteristisch für diese Stadt sind die vielen Hügel mit den klapprigen Aufzügen, welche die Leute hinauf transportieren. Auch findet man dort auch sehr viele Wandbemalungen. Dort habe ich mir auf dem Cerro Bella Vista (Hügel – Schöne Aussicht) das Haus vom chilenischen Schriftsteller Pablo Neruda angesehen, aus dem man über die ganze Stadt und die Hafenbucht schauen kann. Meine Zeit in Santiago haben wir mit einem ausgiebigen Bacanal (Party) im Bar- und Diskoviertel Barrio Bellavista abgeschlossen.













Zurück in der trauten Heimat
Nachdem ich dann wieder in meiner trauten Heimat angekommen bin, wurde ich von meinen hijos feierlich empfangen – zwei hingen mir am Rücken und ein paar Weitere haben sich an meinen Beinen festgeklammert. Allerdings gab es in dieser Woche nicht mehr viel zu tun, da sie schon eine Woche vor den Weihnachtsferien waren und die Schule auf Vordermann gebracht haben – Stühle gestrichen, Klassenräume geschrubbt und die Abiturfeier vorbereitet. Also habe ich bei allem mitgeholfen und zwischendurch ein wenig Fußball gespielt. In den Modulos (Häuser der Heimkinder) spiele ich jetzt fast jeden Abend Kicker. Das ist ziemlich lustig und wird nie langweilig, weil ich am meisten gewinne und so sehr lange spielen kann... Die Art und Weise wie gespielt wird ist auch sehr lustig. Wenn der Ball vom Educador nicht heraus gerückt wird, spielen wir mit Papierknäulen und das Spielfeld ähnelt auch eher einer Hügellandschaft. Kürzlich hatte ich tierische Lust auf Schokoladenkuchen und habe mich mal im Backen versucht. Die Utensilien konnte ich auch im Supermarkt finden. Allerdings ist es ökonomisch effizienter sich einen fertigen Kuchen bzw. eine Backmischung zu kaufen – für einen Schokoladenkuch habe ich 17€ gezahlt – ein Monatsgehalt einer Putzfrau in unserem Hogar. Allerdings hat der Kuchen – auch wenn angebrannt - superbueno geschmeckt. An einem Donnerstag habe ich mich mit ein paar Deutschen auf der Plaza getroffen,um uns für 3,5€ ein TotenHosen-Konzert anzuschauen. Auch wenn ich ehrlich gesagt in Deutschland nicht auf ein Konzert von den Hosen gehen würde, hat sich das Ganze für den Preis ausgezahlt. Es war ein ziemlich kleines Konzert und Campino habe ich mit dem restlichen Publikum durch die Menge getragen. Dort habe ich dann auch endlich die anderen deutschen Freiwilligen kennenlernen, die verteilt in Nicaragua wohnen. An den Wochenenden war ich nach meiner Chilereise eigentlich immer unterwegs, z.B. mit Gunnar zum Feiern und Relaxen in León, am Pazifik, in Granada oder an der Laguna de Apoyo. Der letzte Höhepunkt war das Ende der Purisima. Dies ist eine typisch nicaraguanische Feierlichkeit, bei der sich eine Woche Menschen vor eine Mariastatue mit ganz vielen bunten Lichtern stellen und mit einer Menge Feuerwerk und Tanzgruppen feiern. Danach werden Süßigkeiten verschenkt. Zum Ende der Feier sind wir nach León gefahren, dort ist der Ursprung der Zelebration. Dort war der komplette Platz vor der Kathedrale gefüllt mit Menschen. Während Figuren (es ist immer ein kleiner Mann mit einem großen Kartonkopf mit seiner Frau, welche 3 m groß ist) durch die Menge tanzten, rannte gleichzeitig ein Anderer mit einem Holzbock auf dem durch die Menge, aus dem eine Menge Feuerwerkskörper schossen. Nach einem Abschlussfeuerwerk liefen Alle durch die Straßen und haben an den Haustüren, um Süßigkeiten gebeten.
Bald folgten die Weihnachtsferien unserer Schule. Da diese knapp zwei Monate dauern, habe ich mir für die Zwischenzeit eine weitere Arbeit gesucht. Ich helfe nun in einem staatlichen Kinderheim. Dort habe ich die Aufgabe mit den Kindern Sport zu treiben. In diesem Heim arbeiten lediglich Frauen als Betreuer und diese haben die Meinung, dass Frauen für sportliche Tätigkeiten nicht fähig sind. So sind besonders die Jungen sehr hyperaktiv und werden schnell aggressiv. Das Resultat ist, dass ich ab und zu von den Muchachos ohne Grund mit Sand beworfen werde oder dass Seiten von Bilderbüchern herausgerissen werden. Meine Ideen nun sind es, einige Kinder für einen Tag in den Hogar einzuladen, da sich für sie hier mehr Möglichkeiten bieten Sport zutreiben. Auch möchte ich dort ein Twister-Spiel oder Sprungspiele auf die Betonplatten mahlen, da das Spielangebot dort sehr gering ist.

Guatemala
Kurz vor Weihnachten bin ich mit einigen Aspiranten des Hogars nach Guatemala gefahren. Dort war ich bei einem Freund eingeladen. Er lebt mit anderen nun Ex-Aspiranten in einer Stadt in der Nähe der Hauptstadt. In den ersten Tagen haben wir das Schwesternhaus der Amigonianer besucht und das Stadtzentrum der Hauptstadt und angesehen. Mir ist sofort aufgefallen, dass die Stadt viel weiterentwickelt ist als Managua. Guatemala City ist in Zonen eingeteilt. Es gibt ein viel umfangreicheres Bankenviertel und das Angebot in den Einkaufszentren ist auch deutlich größer. Jedoch ist auch ganz klar, dass die Schere zwischen Arm und Reich in diesem Land größer ist als in Nicaragua. Wenn man ein Einkaufszentrum verlässt sieht man schnell wieder bettelnde Kinder oder Schuhputzer. So ist es klar, dass die Kriminalität in diesem Land größer als in Nicaragua ist. Ein Beispiel: In der Familie von Byron – einem Freund aus Guatemala sind 2009 sieben Familienmitglieder verstorben. Davon sind zwei in der Hauptstadt ermordet worden.
Des weiteren sind wir in die Kolonialsstadt Antigua gefahren. Besonders dort sieht man viele Frauen mit der typischen indigenen Kleidung. Sie verkaufen dort Taschen, Flöten, Armbänder usw.. Viele von ihnen sprechen kein Spanisch, sondern nur Englisch oder ihre indigene Sprache. Denn noch immer sind sie distanziert von den anderen Guatemalteken, da sie in den 80er Jahren von der damaligen Regierung verfolgt wurden.
Des weiteren haben wir an einem Wochenende die Familie von Sergio, bei dem ich gewohnt habe , an der Pazifikküste besucht. Dort haben wir auf der Finca geschlafen. Den folgenden Tag haben wir am Strand verbracht. Die Tante von Sergio – ein Pfundskerl – hat für uns eine Fischsuppe zubereitet. Obwohl ich mich vor so etwas tierisch ekel, habe ich meinen inneren Schweinehund überwunden, diese Suppe zu essen und es war doch wirklich ziemlich lecker. Auf der Rückfahrt in die Hauptstadt haben wir noch einen kleinen Zwischenstopp in einer Vulkantherme gemacht und es uns dort gut gehen lassen.
Bald darauf folgte Weihnachten. Da die Eltern von Sergio streng evangelisch sind und Sergio selbst katholisch ist, haben wir zunächst Weihnachten getrennt gefeiert , um in die Kirche zu gehen und haben uns um 23 Uhr zum Essen getroffen. Es gab Truthahn und der war tierisch lecker. Da im vergangenen Jahr zwei Mal bei der Familie eingebrochen wurde, zwei Wachhunde getötet und ein Auto gestohlen wurde, gab es bei diesem Weihnachtsfest keine Geschenke. Nur ich habe Geschenke verteilt, was mir ein wenig unangenehm war. Aber schließlich wurde ich auch von ihnen eingeladen, drei Wochen auf deren Kosten zu leben und dafür musste ich mich in irgendeiner Weise bedanken. Aber nicht nur, dass es keine Geschenke gab war anders auch die Geräuschkulisse war ganz anders. Für mich ist das Weihnachtsfest ein sehr ruhiges Fest, bei dem sich alle zu Hause aufhalten. Hier war es ein wenig anders. Besonders um 24 Uhr dachte ich, ich befände mich in einem Kriegsgebiet. Es wurden tierisch viele Knaller gezündet und sogar der Vater Sergio hat im Wohnzimmer Chinaböller angezündet. Worauf ich ihn für leicht verrückt gehalten habe. Aber hier wird nun Weihnachten für eine große Geburtstagsparty gehalten und feiert diese dementsprechend ausgelassen.
Am zweiten Weihnachtstag bin ich mit der Familie von Byron nach Cobán in den Norden Guatemalas gefahren. Dort haben wir eine Höhlentour unternommen und am nächsten Tag sind wir weiter in den Norden in den Dschungel gefahren, um eine Nacht an der Lagune „Lachuá“ zu verbringen. Wir sind mit einem Express-Bus – das sind japanische Kleinbusse – gereist. Die Rekordpassagierzahl betrug 25 Personen, obwohl der Bus normalerweise für 12 Personen gedacht ist. Zwischendurch hatte ich auch das Gefühl, dass der Bus jeden Augenblick auf die Seite kippt, da die Straßenverhältnisse ziemlich schlecht waren. Als wir dann endlich nach vier Stunden Fahrt angekommen sind und ich meine schmerzenden Beine wieder bewegen konnte, mussten wir noch 1,5 Stunden durch den Dschungel laufen, um an der Lagune und an unserer Unterkunft anzukommen. Durchgeschwitzt von dem Marsch durch die Schwüle, haben wir uns in der klaren und hellblauen Lagune erfrischt. Nachts konnten wir aus dem Dschungel die Affen schreien hören. Desweiteren leben in diesem Dschungel Schlangen, riesige Taranteln, Dschungeltiger, Jaguare, Krokodile, von denen wir eins kurz sehen konnten, Tapire, Wildschweine und und und. Am Rand der Trampelpfade konnte man riesige Ameisenhügel sehen, an denen sich auch große Löcher befanden, welche Eingänge von Schlangenbauten waren. Der Rückweg war recht aufregend. Um einen Bus zu bekommen, mussten wir zunächst zum nächsten Ort fahren. So sind wir mit einem Pick Up nach Ixcan („Ischkann“) getrampt. Dieser Ort liegt eine Stunde von der mexikanischen Grenze entfernt. Von dort aus sind wir wieder mit einem Express-Bus zurück nach Cobán gefahren. Auf dem Weg haben wir noch an einem Militärkrankenhaus Halt gemacht um eine ca. 80-jährige Patientin mit Tropf aufzuladen. Eingequetscht zu Viert auf der Rückbank mit eingezogenen Beinen ging es das durch den verregneten Dschungel über die katastrophale Straße. An einem Anstieg mussten wir aussteigen, damit der Bus hinaufkam. Dabei drehten die Reifen stark durch und kurz darauf gab es einen Knall. Ein Reifen ist geplatzt. Also Reifenwechsel am Hang. Nach weiteren vier Stunden sind wir dann endlich im Hotel in Cobán angekommen und ganz schnell schlafen gegangen. Am nächsten Tag ging es dann wieder zurück in die Hauptstadt.
In den folgenden Tagen haben wir dann noch zwei Ausritte auf den Fincas von Sergios Vater und Onkel unternommen. Dabei war ich der Cowboy, der mit dem Pferd Kühe eintreiben musste. Einen Tag vor Silvester war ich noch auf der Beerdigung von Byrons Onkel eingeladen. Dabei läuft die gesamte Verwandtschaft mit Bekannten über die Straßen bis zum Friedhof. Währenddessen ist der komplette Verkehr unterbrochen. Die Beerdigung selbst ist sehr schnell abgelaufen. Nach 10 Minuten befand sich der Sarg im Grab. Im Allgemeinen wurde die Zelebration recht pragmatisch abgehalten. Das lag wahrscheinlich an der Rutine. Dieser Onkel war das siebte Familienmitglied, welches in diesem Jahr gestorben ist.
Am nächsten Tag haben wir mit Byrons Familie auf mexikanischer Art Silvester gefeiert – mit Tequila, Rum, Sombrero und mexikanischer Musik. Das war ziemlich lustig und es wurde mit der kompletten Familie ausgelassen gefeiert.








Nicaragua im neuen Jahr

Bald habe ich mich dann auch wieder auf den Heimweg nach Nicaragua gemacht. Nun spiele ich derzeit mit Leo, Bado, Joél und einigen Muchachos eine Menge Golf. Leo hat irgendwo ein Golfset auftreiben können. Ich habe auch nicht weiter nachgefragt woher er dieses hat…
Meinen Geburtstag habe ich mit Bado und Joél an der Laguna de Apoyo verbracht. Das war ziemlich entspannt und lustig. Heute werde ich mit anderen Freunden in einem Club feiern gehen.
Am Sonntag geht es dann auch schon nach Bolivien. Ich bin sehr gespannt, wie das dort stattfindende Zwischenseminar wird und was mir das Land bieten wird. Nach diesen zwei Wochen werde ich hier als Englischlehrer in der Schule arbeiten und ab und an mit der Sozialarbeiterin rausfahren, um weitere Kinder in das Heim zu holen.

2 Kommentare:

  1. Wie kam es denn zu der Ermordung der beiden Familienmitglieder? Woran sind die anderen gestorben?

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  2. die ermordeten familienmitglieder waren in einem raubüberfall verwickelt. die anderen waren krank, ich weiß allerdings nicht welche krankheiten die hatten..

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