Dienstag, 18. August 2009

1 1/2 Wochen Nicaragua

Buen día a todos!!

Bisher habe ich hier in Nicaragua schon einiges gesehen.
Aber zunächst gebe ich Euch einen Einblick in meinen Alltag. Ich stehe unter der Woche um 7 Uhr auf, um zu frühstücken. Danach habe ich bis ca. 13.30 Uhr „tiempo libre“ (Freizeit). In der Zeit beantworte ich E-Mails, lese Bücher oder ziehe ein paar Bahnen im Schwimmbad. Um 12.30 gibt es Mittagessen und danach beginnt mein Arbeitstag. Derzeit leite ich mit einem Sportlehrer (Alberto) sämtliche Sportkurse. Standesgemäß habe ich auch eine Trillerpfeife bekommen und werde von vielen Kindern "Profesor" (Lehrer) genannt. Am lustigsten ist es, mit den niños (Kindern) Sport zu machen. Mit denen spielen wir Basketball, Fußball, Volleyball und nicaraguanische Spiele, bei denen ich noch nicht richtig durchblicke – wie „Chirin Chirin“ oder „Kickbol“ . Leider habe ich noch Probleme die Sprache zu beherrschen - Nicaraguaner sprechen sehr schnell spanisch. In der letzten Woche hatte Alberto in einer anderen Schule zutun, sodass ich allein die Kurse leiten musste. Mit meinen Spanischkenntnissen und mit zeitweise 31 Kurzen könnt ihr euch ja sicherlich vorstellen, wie das ausgesehen haben muss. Aber die Pfeife ist mir dabei eine große Hilfe. Trotz einiger Missverständnisse z.B. bei Streitigkeiten wegen anscheinend ungerechtfertigten Toren, die ich derzeit noch nicht gut schlichten kann, kommen die niños anscheinend sehr gut zurecht. Morgens auf dem Weg zum Frühstück ist es keine Seltenheit, wenn ich von 20 Kurzen mit einer Hi5-Begrüßung aufgehalten werde. Meinen Namen können sich aber noch nicht richtig aussprechen. Sie nennen mich entweder „Felipe“, „Felix“ oder „Philipps“. Das nehme ich ihnen aber nicht allzu übel, weil ich selbst deren Namen kaum merken kann. Sie haben alle mindestens zwei Namen und diese habe ich häufig vorher noch nie gehört. Nach dem Abendessen ist es um 19 Uhr schon sehr dunkel. Dann spiele ich mit den Religiösen und den niños Fußball während im Hintergrund typische lateinamerikanische Musik läuft. An manchen Abenden schaue ich mit den Brüdern aber auch nur Filme oder spiele Karten mit den niños. Spiele gibt es hier recht wenige. Ich habe lediglich ein Kartenspiel und ein Schachspiel gesehen. So kann ich die Kurzen für mehrere Stunden damit begeistern Daumendrücken oder dieses Handklatschen zu spielen. Ich merke auch, dass sie alle sehr wissbegierig sind Deutsch bzw. Englisch zu lernen.










Das Leben hier gefällt mir derzeit sehr gut, da vieles langsamer und entspannter abläuft als in Deutschland. Beispielsweise gibt es in der Schule keine Klingel, welche die nächste Stunde einleitet. Dann ist es auch nicht tragisch, wenn der Unterricht ein paar Minuten später beginnt. Allerdings hat mein Magen ein paar Probleme mit dem Essen. Es gibt dreimal täglich Reis mit Cidneybohnen als Beilage, wie bei uns Kartoffeln oder Nudeln. Deshalb habe ich mir zumindest für das Frühstück Butter, Gouda und Marmelade gekauft. Des Weiteren sind die Mücken hier recht hartnäckig – meine Füße ähneln schon fast einer Vulkanlandschaft…

Am ersten Wochenende hier in Nicaragua habe ich mir Managua, die Kolonialstadt Granada und Tipitapa angesehen. Die Hauptstadt Managua ist eine Stadt ohne richtiges Zentrum. Nach dem starken Erdbeben von 1972 wurde die Stadt bisher nicht wieder erneuert. Mit Taxi oder Bus ist man in der Stadt für günstiges Geld ziemlich mobil. Wir sind jedoch in der Stadt bisher nur mit dem Auto unterwegs gewesen. An Ampeln versuchen viele Leute – besonders Kinder – Sonnenbrillen, Churros (Spritzgebäck) oder Erfrischungsgetränke in kleinen Tüten zu verkaufen. Natürlich gibt es auch viele Menschen, die einem die Autofenster putzen.



















Mit Jugach – der spanischen Freiwilligen – bin ich am dann nach Granada gefahren. Mit dem Expressbus sind wir ca. 45 Minuten gefahren und haben dafür 20 Cordobas gezahlt (umgerechnet ca. 70 Cent). In Granada haben wir zuerst eine Bootstour mit einem Guide gemacht. Auf dem See in Granada gibt es sehr viele kleine Inseln („Isletas“), welche durch Vulkanausbrüche entstanden sind. Wohlhabende Menschen kaufen solche Inseln, um dort ihr Wochenende zu verbringen. Es gibt aber auch viele einheimische Familien, welche dort quasi als Selbstversorger leben. Auf einer Insel leben Affen, die schon sehr auf Touristen dressiert sind. Diese kamen auf unser Boot und ließen sich Füttern. Obwohl ich auf Touristenattraktionen nicht sehr stehe, war das ziemlich lustig. Zum Schluss hat der Skipper an einer Insel angelegt, auf der eine Familie lebt und ein kleines Restaurant bewirtschaftet. Dort bin ich ein wenig geschwommen und habe dann für 95 Cordobas (knapp 3 €) ein Gericht mit Cola bestellt. Nach der Bootstour haben wir uns noch einige alte Kirchen und Häuser angesehen und sind durch die Straßen von Granada gelaufen. Da wird man häufig von kleinen Kindern angebettelt, worauf man aber besser nicht eingehen sollte.




































Am nächsten Tag bin ich mit einigen Ordensbrüdern nach Tipitapa gefahren. Dort lebt die Familie eines Bruders (José) bei der wir auch zum Essen eingeladen waren. Vorher sind wir aber in die Vulkantherme und –sauna gegangen. Deutsche Saunabesucher würden sich hier sicherlich tierisch aufregen, denn die Leute sind in Badehosen oder komplett angekleidet in die Sauna gelaufen. Bei der Sauna handelt es sich um ein Häuschen, welches über einer heißen Schwefelwasserquelle steht. Dort habe ich auch ein erstes nicaraguanisches Bier probiert. Man kann es zwar nicht mit deutschen Bieren vergleichen, aber es schmeckt trotzdem recht gut. Danach ging es noch zu einer bekannten Familie von José und anschließend zu José´s Familie zum Essen. Dort wird noch über Feuer gekocht. Es gab unterschiedliche gegarte Gemüse- und Gemüsesorten und Kuhfleisch. Bis auf eine Bananensorte, habe ich alles essen können. Wie es dort üblich ist, wurde mit den Fingern gegessen. Zwar wurde aus Verlegenheit nachträglich noch Besteck dazugelegt, aber das sah nicht sehr sauber aus.. Zwischendurch hat die Mutter von José einer Enkelin kleine Tütchen mit gefrorenen pürierten Früchten (Bananen, Mangos usw.) zum Verkauf geben, mit denen sich die Familie ein wenig Geld verdient. Das schmeckt übrigens sehr gut. Nach dem Essen sind wir dann noch durch die Straßen von Tipitapa gelaufen. Viele Leute haben mich ziemlich intensiv gemustert und häufig wurde ich „Gringo“ genannt, womit sie Amerikaner meinen. Mit einem typischen alten amerikanischen gelben Schoolbus sind wir später dann wieder zurück zum Hogar nach Managua gefahren. Diese Busse würden vom deutschen TÜV auf direktem Weg zur Autopresse gebracht werden…



















Am letzten Samstag hatte ein Bruder Geburtstag. Dazu wurden wir dann von einer etwas wohlhabenden Frau „Doña Magda“ zum Essen eingeladen. Das Essen war sehr lecker und wurde von ihrer Haushälterin zubereitet. Ihr Sohn sagte mir, er könne fast perfekt Deutsch sprechen. Aber mehr als diesen hat er dann doch nicht auf Deutsch herausgebracht…

Das kommende Wochenende wird mal wieder ein verlängertes sein. Da werde ich mit Jugach und einem Muchacho nach San Juan Del Sur fahren – das ist ein recht hübsches Surferdorf an der Pazifikküste. Desweiteren muss ich im November zum ersten Mal das Land verlassen, um mein Visum aufzufrischen. Da stehen Costa Rica und Chile zur Auswahl – das wird sich aber erst in den nächsten Wochen entschieden. Für Dezember habe ich dann noch eine Einladung nach Guatemala. Dort werde ich dann auf eine Finka fahren und mit Sergio einen Ausritt mit den Pferden seines Vaters unternehmen. Im Januar bzw. Februar werde ich für eine Woche zu einem Zwischenseminar nach Santa Cruz in Bolivien fliegen. Vielleicht wird sich ja dort noch eine Mountainbiketour über „La Calle De La Muerte“ ergeben - eine Passstraße, die durch drei verschiedene Vegetationszonen führt. Im April werde ich voraussichtlich mit den Brüdern eine Woche in einem ziemlich verarmten Viertel einer Stadt im Norden Nicaraguas verbringen.

Ich halte euch auf dem Laufenden, hasta pronto,

Felipe.



Donnerstag, 6. August 2009

Mein erster Tag:

Hallo miteinander!! Gestern bin ich gegen 20 Uhr hier in Managua mit großer Übermüdung angekommen. Der Flug war recht abwechslungsreich. In Amsterdam habe ich an meinem Gate eine Gruppe Mittelamerikaner kennen gelernt. Darunter war ein Nicaraguaner - Louis Enrique - mit dem ich dann bis Managua zusammen weiter geflogen bin. Im Flieger von Panama City nach Managua habe ich mich mit meinem Bankier aus Paraguay unterhalten. Wie ihr sicher gerade merkt sind besonders die Mittelamerikaner ein recht offenes und freundliches Völkchen.
In Managua wurde ich von meinem verantwortlichen Padre - Otto Hugo - und zwei weiteren Jovenes abgeholt. Auf dem Weg vom Flughafen zum Hogar habe ich am Straßenrand eine Menge Menschen gesehen, die - wie es mir schon prophezeiht wurde - einfach nur auf dem Bordstein bzw. auf der Treppe saßen und nichts gemacht haben. Als wir hier im Hogar ankamen und ich gerade mein Gepäck in mein Apartment gelagert habe, ist das erste "Chaos" eingetreten:-). Mein Schloß ist eingerastet und ließ sich nicht mehr öffnen. Nachdem ich dann meine ersten Mails verschickt hatte, hatten die Jungs die Tür wieder geöffnet und ich habe ein neues Apartment mit funktionstüchtigen Schloss und sogar mit Badezimmer bekommen. Es hat also auch seine Vorzüge, wenn nicht alles vorhergesehen abläuft. Danach habe ich noch schnell mein Moskitonetz aufgehangen und mein DOPPELBett ;-P bezogen und bin nach langer Zeit mal wieder um 22 Uhr eingeschlafen.
Heute morgen um 8 Uhr habe ich zusammen mit einer Spanierin, die hier ebenfalls einen Freiwilligendienst macht, das typische nicaraguanische Bohnengericht gegessen. Sie sagte, man esse dieses Gericht von morgens bis abends. Ich bin mal gespannt was es heute Mittag zu essen gibt^^... Anschließend hat mich Amilka - ein ca. 15 Jähriger Junge - durch den Hogar geführt. Er ist wirklich sehr groß. In einem Raum saß ein kleiner Junger, welcher seine Hausaufgaben gemacht hat, während ein Papagei ständig über seine Unterlagen gelaufen ist.. Um 9 Uhr waren wir mit dem Rundgang fertig und seitdem habe ich bis 13 Uhr Pause. Gleich setze ich mich wohl in den Schaukelstuhl auf der Veranda und werde noch ein paar Spanischvokabeln anschauen. Mit der Verständigung kann es nämlich noch wirklich besser werden, obwohl mir gesagt wurde , dass ich schon recht gut spreche. Aber ob das ernst gemeint ist, bezweifel ich...Heute Mittag gibt es dann noch Essen und danach werde ich mit ein paar Kindern ein wenig Sport treiben.


Hasta pronto,

vuestra Philipp!!!